Im Visier des IRS: Die Verrechnungspreispolitik von US-Tochtergesellschaften
Mehr finanzielle Mittel zur Einhaltung der Verrechnungspreisvorschriften von US-Tochtergesellschaften
Im sich ständig wandelnden Bereich der internationalen Unternehmensbesteuerung gewinnt die Verrechnungspreispolitik von US-Tochtergesellschaften ausländischer Konzerne an Bedeutung. Mit dem Inflation Reduction Act (IRA) wurden die finanziellen Ressourcen des Internal Revenue Service (IRS) der USA erhöht. Der IRS investiert diese Mittel u.a. in die Überwachung und Durchsetzung von Steuervorschriften bei komplexen Partnerschaften, großen Unternehmen sowie bei einkommensstarken und vermögenden Privatpersonen.
In diesem Rahmen hat der IRS US-Tochtergesellschaften ausländischer Unternehmen im Blick, um sicherzustellen, dass diese ihren steuerlichen Verpflichtungen, insbesondere im Hinblick auf die Einhaltung der Verrechnungspreisvorschriften (Transfer Pricing Regulations), nachkommen.
Warnung des IRS
Im Zuge dessen hat der IRS Briefe (Letter 6608) an US-Tochtergesellschaften ausländischer Unternehmen versendet, die Transaktionen mit ihren verbundenen Parteien getätigt und in den Jahren 2017 bis 2021 Verluste oder geringe Gewinnspannen gemeldet haben.
Gemeldete Verluste oder geringe Gewinnspannen werden vom IRS als mögliche Anzeichen dafür gesehen, dass konzerninterne Transaktionen nicht mit den Verrechnungspreisvorschriften übereinstimmen könnten. Die versandten Briefe fordern die US-Tochtergesellschaften auf, ihre Verrechnungspreispolitik zu überprüfen und ihre Steuererklärungen zu korrigieren, sofern sie dies für angemessen erachten.
Der IRS macht die Empfänger dieser Briefe darauf aufmerksam, dass Section 482 des Internal Revenue Codes ihn berechtigt, Einkünfte, Abzüge und Gutschriften von konzernzugehörigen Gesellschaften zu korrigieren, um Steuerhinterziehung zu vermeiden.
Die versandten Briefe sind ein klares Signal dafür, dass der IRS den Verrechnungspreisfragen in Zukunft verstärkte Beachtung schenkt.
Warum liegen die Verrechnungspreise im Fokus?
Verrechnungspreise beziehen sich auf eine Reihe von Regelungen und Methoden zur Preisermittlung konzerninterner Transaktionen zwischen Unternehmen, die durch Eigentumsverhältnisse oder Managementbeziehungen miteinander verbunden sind. Bei fehlerhafter Anwendung der Verrechnungspreisvorschriften besteht die Möglichkeit der Verlagerung von Konzerngewinnen in verschiedene Rechtsgebiete.
Die nonkonforme Anwendung der Verrechnungspreisvorschriften kann demnach erheblichen Einfluss darauf haben, wo und in welchem Umfang die Gewinne einer Unternehmensgruppe besteuert werden. Der IRS fokussiert sich auf US-Tochtergesellschaften ausländischer Unternehmen, die in den USA tätig sind, ihren steuerlichen Verpflichtungen jedoch, aus ihrer Sicht, nicht angemessen nachkommen. Dabei gelten die gemeldeten Gewinne und Verluste dieser Gesellschaften als Indikator für mögliche Unregelmäßigkeiten.
Wie gewährleistet man die Einhaltung der Verrechnungspreisvorschriften?
Angesichts der klaren Ausrichtung der IRS auf Verrechnungspreisthemen ist es ratsam, dass internationale mittelständische Unternehmensgruppen mit Präsenz in den USA Maßnahmen ergreifen, um die Einhaltung der Verrechnungspreisvorschriften sicherzustellen. In diesem Zusammenhang sind die folgenden Schritte zu empfehlen:
- Vorbereitung einer ordnungsgemäßen Dokumentation: Es ist von entscheidender Bedeutung, eine ausführliche und umfassende Dokumentation aller konzerninternen Transaktionen und der darauf angewandten Preisermittlungsmethoden zu führen. Im Falle einer Betriebsprüfung dient diese Dokumentation als entscheidender Nachweis für die korrekte Anwendung und Einhaltung der Verrechnungspreisvorschriften.
- Regelmäßige Aktualisierungen angewandter Verrechnungspreisrichtlinien: Geltende Verrechnungspreisvorschriften und -normen sind eng mit den geschäftlichen und allgemeinen wirtschaftlichen Bedingungen verknüpft. Daher ist es wichtig, die angewandten Verrechnungspreisrichtlinien regelmäßig zu überprüfen und anzupassen, um sicherzustellen, dass diese den aktuellen wirtschaftlichen Gegebenheiten entsprechen.
- Vorbereitung auf mögliche Betriebsprüfungen: Angesichts der voraussichtlichen Zunahme von Betriebsprüfungen empfiehlt es sich, die Verrechnungspreispolitik innerhalb der Unternehmensgruppe zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
Zusammenfassung
Der IRS zeigt ein starkes Interesse an der angewandten Verrechnungspreispolitik von US-Tochtergesellschaften ausländischer Unternehmen. Es ist zu erwarten, dass dieses Interesse zukünftig weiter zunimmt. In diesem Zusammenhang ist die Evaluierung angewandter Verrechnungspreisrichtlinien multinationaler Konzerne mit Tochtergesellschaften in den Vereinigten Staaten zum jetzigen Zeitpunkt ratsam.