Nachfolger gesucht, aber dünn gesät
Euskirchen, 30. April 2019 - Deutschlandweit stehen rund 30.000 Familienbetriebe in der Warteschleife für eine Übernahme. Für die Generation der Babyboomer ist die Rente in Sicht. Nachfolger sind dringend gesucht, gleichzeitig aber dünn gesät.
Wer als Seniorunternehmer seinen Betrieb an einen Nachfolger übertragen möchte, muss den Stabwechsel sorgfältig vorbereiten und sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen.
Betriebsinhaber verpassen oft die Chance, früh genug nach kompetentem Nachwuchs zu suchen und die Zukunft des Betriebs aktiv zu gestalten. Belastend kommt hinzu, dass der zu übergebende Betrieb in die Jahre gekommen ist. Weil aber die Abgabe des eigenen Lebenswerks mit zu vielen emotionalen Faktoren belastet ist, fällt es manchem schwer, rechtzeitig loszulassen.
Nichts tun ist der größte Fehler
Nichts zu tun, ist jedoch der größte Fehler. „Denn ein solcher Prozess braucht Zeit und Vorbereitung“, erklärt Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Volker Loesenbeck von der „dhpg“ aus Euskirchen.
Die Zeiten, in denen das Unternehmen automatisch von der nächsten Generation übernommen wurde, sind lange vorbei. Die nächsten Familienangehörigen haben aus nächster Nähe erfahren, wie aufwendig es täglich ist, einen solchen Betrieb zu führen.
Nicht alle Nachkommen sind bereit, sich einer solchen Herausforderung zu stellen und in die Fußstapfen der Eltern zu treten. Der neue Chef muss dann außerhalb der eigenen Nachkommen gefunden werden.
Nachfolgeprozess will geplant sein
Der Nachfolgeprozess will strukturiert geplant, betriebswirtschaftliche, steuerliche und rechtliche Aspekte berücksichtigt werden. Sonst kann es beide Seiten – den Abgebenden wie auch Übernehmenden - bares Geld kosten. Für hohe Verunsicherung sorgen zudem die nach wie vor nicht geklärten Fragen bei der Anwendung des neuen Erbschaftsteuerrechts.
Der potentielle Nachfolger hat seine eigene Kosten-Nutzen-Rechnung und Ideen im Kopf. Will er diese umsetzen, muss er die Investitionen mit einkalkulieren, die notwendig sind, für den in die Jahre gekommenen Betrieb. Ein vorhandener Investitionsstau muss aufgeholt werden, die Kosten für die notwendige Modernisierung sind erst mal zu erwirtschaften.
42 Prozent der Abgebenden fordern laut IHK zu Beginn der Verhandlungen einen überhöhten Kaufpreis. Der potentielle Übernehmer ist aber nicht bereit, den ideellen Wert des Unternehmens zu bezahlen.
Das Risiko ist deshalb hoch, am Ende ohne geeigneten Nachfolger dazustehen. Leider mussten schon viele Betriebe stillgelegt werden, weil kein Nachfolger gefunden wurde. Dies betrifft vor allem das Handwerk.
„Viele wissen scheinbar noch gar nicht, dass es Hilfe gibt im Übergabeprozess und arbeiten trotz fortschreitenden Alters und fehlendem Interesse der eigenen Kinder weiter und weiter, bis es – ja, bis es zu spät ist für eine vorausschauende Übergabe“, so Volker Loesenbeck.
Beim „Kompetenzforum Mittelstand“ kann man sich informieren: am Dienstag, 7. Mai, 14 bis 18 Uhr, Landlust Burg Flamersheim, Sperberstraße, in Euskirchen-Flamersheim. In Workshops werden anhand eines praktischen Fallbeispiels relevante Aspekte einer Unternehmensnachfolge aufgegriffen, Fragen beantwortet und praktische Arbeitshilfen an die Hand gegeben. Referenten sind neben Volker Loesenbeck und weiteren Experten der dhpg, Berater der Kreissparkasse und des BVMW. Veranstalter sind der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW), die Kreissparkasse Euskirchen und dhpg.
Über dhpg
Die dhpg ist eine der führenden, mittelständischen Prüfungs- und Beratungsgesellschaften in Deutschland, die sich auf die Kernbereiche Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Rechtsberatung sowie Insolvenzverwaltung und Sanierungsberatung spezialisiert hat. Das inhabergeführte Unternehmen gehört mit mehr als 600 Mitarbeitern an elf Standorten zu den 15 größten seiner Branche. Die dhpg ist Teil des Nexia-Netzwerks, das mit über 32.000 Mitarbeitern in 120 Ländern und einem Umsatzvolumen von 4 Milliarden US-Dollar zu den Top 10 der internationalen Beratungs-Netzwerke zählt.