Die CSRD aus Unternehmensperspektive: Strategisches Instrument oder regulatorische Herausforderung?

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist ein zentrales Element der europäischen Nachhaltigkeitsagenda. Sie schafft einen regulatorischen Rahmen für eine einheitliche Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen. Mit der Omnibus-Initiative schlägt die Europäische Kommission nun jedoch tiefgreifende Änderungen der CSRD vor: die Berichtspflichten sollen inhaltlich vereinfacht, zeitlich verzögert und auf deutlich weniger Unternehmen angewendet werden. Ziel dieser Reform ist es, die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen in geopolitischen und wirtschaftlich herausfordernden Zeiten zu stärken. Die zentralen Inhalte des Omnibus-Vorschlags zur CSRD haben wir bereits in einem früheren Blogbeitrag zusammengefasst.

Doch wie bewerten Unternehmen die CSRD knapp zwei Jahre nach ihrer Veröffentlichung? Und wie stehen sie zu den vorgeschlagenen Anpassungen im Rahmen der Omnibus-Initiative? Eine erste europaweite „Post-Omnibus“-Umfrage von WeAreEurope und dem HEC Paris Sustainability Organizations Institute liefert hierzu neue Erkenntnisse.

Breite Zustimmung zur CSRD

1.062 Unternehmen in 26 Ländern, davon 167 mit Sitz in Deutschland, haben an der Studie teilgenommen. Das Ergebnis: Die grundsätzliche Zustimmung europäischer Unternehmen zur CSRD in ihrer bisherigen Form ist hoch. 61 % der befragten Unternehmen zeigen sich mit der Richtlinie eher bis sehr zufrieden. Nur 17 % sind unzufrieden mit der CSRD, wobei davon 10 % gezielte Verbesserungen fordern und 7 % eine grundlegende Überarbeitung oder einen Ersatz für notwendig halten. 
Im europäischen Vergleich zeigen die Umfrageergebnisse jedoch auch regionale Unterschiede bei der Zustimmung zur CSRD. Die größte Skepsis gegenüber der CSRD stammt von Unternehmen mit Sitz Osteuropa, während Unternehmen aus den nordischen und westeuropäischen Ländern sowie Frankreich eine starke Zustimmung zur CSRD zeigen. Deutschland liegt mit 21 % Unzufriedenheit mit der CSRD in etwa auf dem Gesamtniveau aller befragten Unternehmen (17 %). Mit 43 % fällt die Zufriedenheit deutscher Unternehmen mit der CSRD im Vergleich zum Gesamtmittel (61 %) jedoch wesentlich geringer aus.

Stärken und Schwächen der CSRD

Insgesamt zeigt sich, dass die befragten Unternehmen die Förderung der Transparenz und Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsberichterstattung besonders positiv bewerten. Viele Unternehmen betonen auch den Nutzen der CSRD im Hinblick auf das Risikomanagement und die Strategieentwicklung.

Gleichzeitig zeigt sich jedoch auch Optimierungsbedarf in der Umsetzung der CSRD. Die befragten Unternehmen kritisieren häufig den Mangel an konkreten technischen Leitlinien, die fehlende Verhältnismäßigkeit für kleinere und mittlere Unternehmen sowie den hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand für die Erfüllung der Berichtspflichten. Besonders Letzteres führt in vielen Unternehmen zu der Sorge, dass operative Nachhaltigkeitsmaßnahmen zugunsten formaler Berichterstattung zurückgestellt werden müssen.

Auffällig ist zudem, dass die vielfach diskutierte Kritik um einen Wettbewerbsnachteil europäischer Unternehmen im internationalen Vergleich eine untergeordnete Rolle einnimmt. Nur 37 % der befragten Unternehmen sehen in der CSRD eine potenzielle Benachteiligung gegenüber nicht-europäischen Wettbewerbern. Dieses Ergebnis widerspricht der weit verbreiteten Annahme, dass die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen durch die erhöhten Berichtspflichten grundsätzlich gefährdet sei.

Omnibus-Paket in der Kritik

Trotz der Herausforderungen in der Umsetzung der CSRD unterstützt nur ein Viertel der Unternehmen die Änderungsvorschläge der EU-Kommission. Selbst unter den CSRD-kritischen Stimmen befürworten nur 39 % den Omnibus-Vorschlag. Über die Hälfte (51 %) der Unternehmen sind mit dem Omnibus-Paket eher oder sehr unzufrieden und fordern grundlegende Änderungen während des Gesetzgebungsprozesses.

Besonders kritisch wird der Vorschlag zur Reduzierung des Anwenderkreis durch eine Anhebung des Schwellenwerts von 250 auf 1.000 Mitarbeitende gesehen - auch von Unternehmen mit 500 bis 1.000 Mitarbeitenden, die bei Umsetzung dieses Vorschlags selbst nicht mehr berichtspflichtig wären. Einige Befragte betonen in diesem Zusammenhang die negative Signalwirkung der Omnibus-Initiative. Sie befürchten eine Entwertung ihrer bisherigen Investitionen in die Umsetzung der CSRD und einen Vertrauensverlust in die Verlässlichkeit europäischer Politik. Eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit werde nicht durch Deregulierung erreicht, sondern durch klare, planbare und international anschlussfähige Rahmenbedingungen.

Fazit: Weiterentwicklung statt Reduzierung

Die Ergebnisse der europaweiten Unternehmensbefragung verdeutlichen: die CSRD wird nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Im Gegenteil sieht die Mehrheit der europäischen Unternehmen in ihr ein geeignetes Instrument zur strategischen Steuerung und transparenten Kommunikation ihrer Nachhaltigkeitsleistung. Die Forderung der Unternehmenspraxis im Hinblick auf eine CSRD-Reform zielt weniger auf Deregulierung als vielmehr auf Planungssicherheit, Verhältnismäßigkeit und Praxistauglichkeit ab. Statt einer umfassenden Reduzierung des Anwenderkreises der verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichterstattung begrüßen Unternehmen eine gezielte Weiterentwicklung der CSRD hinsichtlich klarer und verständlicher Anforderungen, die in einem pragmatischen Rahmen umsetzbar sind.

Franziska Spallek

Managerin

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Jens Janßen

Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Director

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Thomas Bernhardt

Wirtschaftsprüfer, Steuerberater

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