Trierer SPZ ist mit Sanierung wieder auf Erfolgskurs

 

 

  • Zentrum für Sozialpädiatrie und Frühförderung Trier (SPZ) bündelt verstärkt Synergien durch veränderte Trägerschaft 
  • Alle Leistungen bleiben weiter in vollem Umfang bestehen 

 

Trier, 1. Juli 2020 – Das Zentrum für Sozialpädiatrie und Frühförderung Trier und Zentrum für Erwachsene mit Behinderung Trier gGmbH in der Luxemburger Straße in Trier arbeitet seit 39 Jahren zum Wohle entwicklungsgefährdeter und behinderter Kinder und Jugendlicher. Eine fast zwei Jahre laufende Auseinandersetzung mit den Krankenkassen bezüglich der Abrechenbarkeit von erbrachten Leistungen hatte das SPZ Anfang des letzten Jahres in Liquiditätsschwierigkeiten gebracht. Um die Versorgung der Patienten sicher zu stellen, wurde die SPZ Geschäftsführerin Dr. med. Susanne Heicappell selbst aktiv und stellte Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, das am 1. Juli 2019 eröffnet wurde. 

„Sanierungsziele der Insolvenz in Eigenverwaltung waren das Aufrechterhalten der Versorgungsleistungen, das Verhandeln einer planungssicheren, strukturellen Verbesserung der Kostenübernahme mit den Kostenträgern und das Sichern der Arbeitsplätze“, erklärt die insolvenzrechtliche Generalbevollmächtigte Christine Frosch das Vorgehen. Alle Ziele sind erreicht. Das SPZ mit seinen 126 Mitarbeitenden ist als gemeinnützige GmbH nicht auf Gewinnerzielung ausgelegt, hat aber die Verpflichtung kostendeckend zu arbeiten.

Als insolvenzrechtliche Generalbevollmächtigte unterstützt die Trierer Rechtsanwältin und Fachanwältin für Insolvenzrecht, Partnerin der Kanzlei dhpg Rechtsanwälte WPStB, gemeinsam mit Frank Peuckmann, Geschäftsführer der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft Mentor AG, die Geschäftsführung in der Sanierung der gemeinnützigen GmbH und Aufrechterhalten der sozialpädiatrischen und Frühförder-Leistungen. Die Sanierung erfolgt dabei in enger Abstimmung und Zusammenarbeit unter der Aufsicht des vom Insolvenzgericht eingesetzten Sachwalters Rechtsanwalt und Fachanwalt für Insolvenzrecht Jörg A. Wunderlich. Die insolvenzrechtliche Generalbevollmächtigte und der Sachwalter werden hierbei insbesondere durch die beiden Fachanwälte für Insolvenzrecht Verena Kürsten und Jakob Joeres unterstützt. Seit Oktober 2019 verstärkt der ehemalige JTI Geschäftsführer Klaus Neureuther das Insolvenzteam als Interims-Geschäftsführer im SPZ, zuständig für den betriebswirtschaftlichen Bereich und die Restrukturierung. 

Insolvenz als Chance

Zwei wesentliche Bausteine für ein tragfähiges Sanierungskonzept wurden geschaffen. Mit den Krankenkassen konnte eine Verbesserung der Vergütungsstruktur verhandelt werden. Ebenso haben sich Land und Kommunen als belastbare Partner erwiesen, so Frosch, die substanziellen Beiträge geleistet hätten. Hilfreich sei auch die Moderation des zuständigen Staatssekretärs Dr. Alexander Wilhelm im Mainzer Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demographie gewesen. 

Als weiterer Meilenstein erweist sich die Konsolidierungsstrategie der Gesellschafter. Das SPZ steht mit seinen fünf Außenstellen in gemeinsamer Trägerschaft der Lebenshilfen Trier, Trier-Saarburg, Bitburg, Prüm, Daun und des Caritasverbands Trier. Die Entscheidergremien der fünf Lebenshilfen haben nun einstimmig beschlossen, ihre Anteile dem Caritasverband kostenfrei zu übertragen und damit als Träger auszuscheiden. Sie leisten damit einen substanziellen Beitrag zur Erhaltung der Außenstellen.

Horst Erasmy, Aufsichtsratsmitglied der Lebenshilfe Trier und Vorsitzender des SPZ Aufsichtsrats: „Wir fünf regionalen Lebenshilfen sind dem Caritasverband Trier dankbar dafür, dass er bereit ist, die alleinige Trägerschaft zu übernehmen und zukünftig das wirtschaftliche Risiko zu tragen. Ein weiteres finanzielles Engagement ist uns bei den vielen Einrichtungen, die wir betreiben, leider nicht länger möglich. Wir sehen für das SPZ in der Verschlankung der Gesellschafterstruktur eine gute Maßnahme, um unternehmerisch schneller handlungsfähig zu sein.“ Als Mitgründer der Frühförderung liege den Lebenshilfen diese Unterstützung für Kinder und ihre Familien in der Region besonders am Herzen, so Erasmy. Daher stehe man auch weiterhin gerne dem Caritasverband für Kooperation und Mithilfe zur Seite. 

Der Vorstand des Caritasverbandes Trier und der Caritasrat haben einstimmig der Übernahme der Gesellschaftsanteile zugestimmt, bestätigt Caritasdirektor Dr. Bernd Kettern, und allen Vertretern der Lebenshilfen für die Ermöglichung dieser Übernahme gedankt. Vorbehaltlich der zu erwartenden Zustimmung des Diözesan-Caritasverbands könne die neue Gesellschafterstruktur Anfang Oktober realisiert werden. Neben dem Verschlanken der Struktur würden auf diese Weise auch zusätzliche Synergien im organisatorischen Bereich ermöglicht. „Die sozialen Dienste der Caritas sind inhaltlich sehr vielfältig; in Bezug auf das SPZ sind jene Arbeitsfelder von besonderer Bedeutung, die mit der Entwicklung von Kindern und der Förderung und Bildung Heranwachsender zu tun haben. Hier sind  zum Beispiel die Kindertagesstätten von Haus Tobias zu nennen,“ so Kettern. „Das SPZ passt in unser Netzwerk der Hilfe mit mehr als 60 Einrichtungen und über 800 Mitarbeitern in der Region Trier.“

Auf der Basis dieser Entwicklung werde nun der Insolvenzplan ausgearbeitet, so die Generalbevollmächtigte. „Wenn nun Diözesan-Caritasverband und Gläubigerversammlung zustimmen, haben wir gute Chancen, dass das Insolvenzplanverfahren Mitte September abgeschlossen werden kann.“ 

Die Coronakrise habe wie bei vielen anderen medizinischen Einrichtungen einen herben Rückschlag verursacht, ergänzt Interims-Geschäftsführer Klaus Neureuther. Das SPZ habe aber schnell reagiert und umgehend nach der behördlichen Schließung im März eine Betriebsvereinbarung zur Einführung von Kurzarbeit auf den Weg gebracht. In kürzester Zeit wurden für Familien Beratung und Betreuung über ein Notfalltelefon gewährleistet. Dank zweier größerer Zuwendungen der Nikolaus-Koch-Stiftung und eines Spenders aus Hamburg konnten die Kosten dafür gedeckt werden. Großer Dank gebühre den Mitarbeitern, die alle in ihren Wirkungsfeldern dazu beigetragen haben, dass sowohl die Pandemie bedingten Hürden als auch der Sanierungsprozess so gut gemeistert werden konnte, bestätigt unisono das gesamte Insolvenzteam. 

Sozialpädiatrie und Frühförderung bleiben in der Region erhalten

Auftrag des Trierer Zentrums mit seinen fünf Außenstellen in Bitburg, Daun, Hermeskeil, Prüm und Wittlich ist das Untersuchen und Behandeln von Kindern und Jugendlichen im Zusammenwirken mit ihrem sozialen Umfeld einschließlich der Beratung und Anleitung von Bezugspersonen. Zum Behandlungsspektrum gehören insbesondere Krankheiten, die Entwicklungsstörungen, drohende und manifeste Behinderungen sowie Verhaltens- oder seelische Störungen bedingen. Dieses umfassende Leistungsspektrum kommt jährlich über 3800 Kindern und deren Familien in der Region zugute. 

Dr. Susanne Heicappell betont als medizinische Leiterin die Vorteile der interdisziplinären prozessorientierten Diagnostik und Behandlung. Durch ein multiprofessionelles Angebot von Therapie, Förderung und Beratung werde die Lebensqualität der beeinträchtigten Kinder, Jugendlichen und ihrer Familien gesichert und verbessert. 

Neben der medizinisch orientierten Diagnostik wird die Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit eingeschätzt. Mit entsprechenden Therapieangeboten und emotionaler Unterstützung der Eltern in einer familienzentrierten Beratung werden Selbstständigkeit und Mobilität der Kinder in ihrer belasteten Lebenssituation gestärkt.

Die Aufgabe einer umfassenden und individuellen Hilfe für entwicklungsgestörte und behinderte Kinder und Jugendliche erfordert ein breites und differenziertes Angebot an Fachdisziplinen der Medizin, Psychologie, Pädagogik und Therapie. So beschäftigt das SPZ Ärzte für Kinderheilkunde und Jugendmedizin sowie Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Alle Ärzte haben besondere Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich der Sozialpädiatrie und Neuropädiatrie. Zum interdisziplinären Team gehören Dipl. Psychologen, Psychologische Psychotherapeuten, Dipl. Sozialpädagogen, Heilpädagogen, Musiktherapeuten, Sozialarbeiter, Ergotherapeuten, Logopäden, Sprachtherapeuten und Physiotherapeuten.

 

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Über dhpg
Die dhpg ist eines der führenden, mittelständischen Prüfungs- und Beratungsunternehmen in Deutschland, das sich auf die Kernbereiche Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Rechtsberatung sowie Insolvenzverwaltung und Sanierungsberatung spezialisiert hat. Das inhabergeführte Unternehmen gehört mit mehr als 600 Mitarbeitern an zehn Standorten zu den 15 größten seiner Branche. Die dhpg ist Teil des Nexia-Netzwerks, das mit über 36.000 Mitarbeitern in 120 Ländern und einem Umsatzvolumen von 4,3 Milliarden US-Dollar zu den Top 10 der internationalen Beratungs-Netzwerke zählt.

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