Wie sich die Unternehmensplanung nach der Krise verändert und erste Fragen (nach Corona)


Prognosen zeigen: Es wird eine Weile brauchen, bis wir wieder das wirtschaftliche Niveau vor Corona erreicht haben. Grund genug, sich intensiv mit der Unternehmensplanung zu beschäftigen. Doch, dass diese nicht so funktionieren kann wie bisher, ist klar. Unsere Experten erklären, wie sich die Unternehmensplanung durch die Coronakrise verändert hat und wie Sie durch eine Neuausrichtung der Planung die Liquidität Ihres Unternehmens sichern können. 

Interview: Klaus Zimmermann und Uwe Stengert

 

Inwiefern hat sich die Unternehmensplanung in der Corona-Krise verändert?

Klaus Zimmermann: Waren in der Vergangenheit die mittel- und langfristige Planung von Unsicherheit geprägt, so ist es jetzt die kurzfristige Planung oder, wie wir sie bei der dhpg nennen: die Jahreszielplanung. In vielen Unternehmen war das Fortschreiben der Planung mit Werten der Vergangenheit eine akzeptierte Methode. Doch das Coronavirus hat uns eiskalt erwischt: Dass Unternehmen in kürzester Zeit Pandemiepläne aus dem Boden stampfen, zeigt, dass die meisten einfach nicht auf ein solches Szenario vorbereitet waren. Das bedeutet: Für eine zweite Welle müssen sie besser vorbereitet sein. Und das gelingt unseres Erachtens, indem die Unternehmensplanung rollierend angegangen wird. So bleiben Sie flexibel und können auf unvorhergesehene Ereignisse auch kurzfristig reagieren. Dies stellt zudem eine zukunftsorientierte und nachhaltige Form der Wirtschaft dar. In einigen Ländern, wie etwa in Frankreich, ist man hier schon einen Schritt weiter. Hier werden in Krisensituationen künftig nur noch Unternehmen gefördert, die Investitionen in Nachhaltigkeit nachweisen können.

Und wie funktioniert eine solche rollierende Planung?

Uwe Stengert: Im ersten Schritt sollten Sie Ihre aktuelle Planung prüfen und kritisch hinterfragen, ob die Zielgrößen, die Sie vor der Krise festgelegt hatten, immer noch Bestand haben. Gegebenenfalls sind hier – je nach Unternehmen und Branche – Anpassungen notwendig. Der Fokus sollte jedoch immer der gleiche sein: die Sicherung der Liquidität. Hierzu ist es notwendig, vor allem auf die Kennzahlen zu schauen, die sich in einer wirtschaftlich schwierigen Situation erfahrungsgemäß stark verändern: die Entwicklung der Gesamtrentabilität, die Materialeinsatz- und Personalkostenquote sowie die Höhe des vorhandenen Eigenkapitals. Führen Sie sich Ihre Planungserkenntnisse dann immer wieder vor Augen, z.B. indem Sie sie sich an die Wand hängen für jederzeitige Sichtbarkeit, und passen Sie Ihre Maßnahmen nach Bedarf tagesaktuell an. Als Führungskraft sind Sie jetzt gefragt, die übergreifende Arbeit und das Zusammenführen von Teilplänen zu forcieren. Ein Stück weit heißt dies aber auch, von der Bottom-up-Planung zur Top-down-Planung zu wechseln.

Wie funktioniert das tagesaktuelle Anpassen der Maßnahmen? 

Klaus Zimmermann: Mit Planung in Szenarien kann man sich für eine zweite Welle und deren Konsequenzen für die Wirtschaft gut wappnen. Dann trifft sie einen nicht mehr so unvorbereitet und damit hart wie die erste. Setzen Sie sich mit den Verantwortlichen in Ihrem Unternehmen zusammen und überlegen Sie sich, wie sich die Lage in den kommenden Wochen oder Monaten entwickeln kann. Ist es z.B. möglich, dass sich die Nachfrage eher in die digitalen Kanäle verschiebt? Sinkt die Nachfrage bis Jahresende gar auf die Hälfte des Vorjahresniveaus? Kann der bisher ausgefallene Umsatz bis zum Jahresende wieder ausgeglichen werden? Spielen Sie drei bis fünf dieser Szenarien für Ihr Geschäftsmodell, Ihren Einkaufs- und Absatzmarkt und die umfeldbezogenen Faktoren durch und listen Sie Ihre Handlungsoptionen auf. Nehmen Sie zudem jeweils eine Chancen- und Risikobewertung vor und führen Sie sich vor Augen, welche Auswirkungen das Eintreten der Szenarien auf Ihre Liquidität hat. Auf diese Weise können neue Ideen und Handlungsoptionen entstehen. Ein Tipp hierzu: Setzen Sie Ihren Szenarien als Filter den Grad der Eintrittswahrscheinlichkeit gegenüber. Dies bringt noch einmal einen klaren Blick und hilft, die Alternativen zu reduzieren.

Das klingt nach einer besonderen Herausforderung für alle Mitarbeiter des Unternehmens. Wie kann diese Umsetzung gelingen?

Uwe Stengert: Sicherlich bergen die Umstellung von einer statischen auf eine rollierende Planung und der Fokus auf die Sicherung der Liquidität viele Herausforderungen. Wer bisher sein Liquiditätsmanagement dezentral organisiert hat, sollte dies nun überdenken, um die Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Führen Sie das Liquiditätsmanagement in einem Bereich zusammen. Sie werden feststellen, dass darin viel Potenzial steckt. Gegebenenfalls ist es in dieser Zeit notwendig, die Spielräume der beteiligten Mitarbeiter einzuschränken. Sicherlich werden Sie nicht immer auf Zustimmung stoßen. Unser Tipp: Entwickeln Sie mit Ihren Mitarbeitern ein Motto, unter das Sie diese Zeit stellen. Das mag zwar zunächst befremdlich klingen, hilft aber, die aktuellen Zielgrößen dem gesamten Team ins Gedächtnis zu rufen und mit den Teammitgliedern Ideen und daraus resultierend weitere Unterstützungsmaßnahmen zu entwickeln. Diese Methode hat schon bei vielen unserer Mandanten wunderbar funktioniert. 

Die Szenarioplanung scheint recht komplex. Kann ich mir hierfür Unterstützung holen?

Klaus Zimmermann: Ja, das Thema ist durchaus komplex und vor allem individuell. Daher ist es besonders wichtig, dass Sie es zu einem Chef-Thema machen und es in der aktuellen Situation mit Priorität behandeln. Natürlich kann niemand genau sagen, wie die kommenden Wochen verlaufen werden. Da Sie Ihr Unternehmen aber am besten kennen, ist eine ehrliche Ergebnis- und Liquiditätsplanung mit Blick auf Chancen und Risiken für die erfolgreiche Fortführung Ihres Unternehmens unabdingbar. Und wenn Sie Unterstützung benötigen, dann ziehen Sie einen externen Sparringspartner hinzu, der Sie bei der methodischen Umsetzung unterstützt und als Branchenkenner sicherlich noch wertvollen Input liefern kann. Die betriebswirtschaftlichen Berater der dhpg, zu denen meine Kollegen und ich zählen, unterstützen Sie beispielsweise gerne.

 

Weitere Informationen zum Thema Jahreszielplanung finden Sie in unserem Flyer. Dieser enthält Vorlagen für Ihre persönliche Jahreszielplanung.

Klaus Zimmermann

Steuerberater

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Uwe Stengert

Wirtschaftsprüfer, Steuerberater

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